Hildesheim - Ich sitze beim Augenarzt und starre durch eine Vorrichtung auf eine Reihe von Buchstaben in der Ferne. Also: Die Ärztin am Schreibtisch sagt jedenfalls, dass es Buchstaben sind. Ich meine, da könnten auch Zahlen stehen. Die Dame hat mir die kleinste Reihe als Aufgabe zugewiesen. Ich blinzele, presse meine Stirn fester in die Vorrichtung und sage: „Das zweite könnte ein E sein. Dann vielleicht ein H und ein Z?“ Ich formuliere meine Aussage absichtlich als Frage, denn ich bin mir unsicher.
Genau hinsehen!
Die Ärztin, eher so eine Resolute, erklärt, ich solle es noch mal probieren und genauer hinsehen. Da ist sie auf einmal wieder: Andrea, zehn Jahre, im Matheunterricht. Wenn ich mich nur anstrengte, würde ich die Aufgabe schon kapieren, so die Mathelehrerin. In beiden Fällen muss ich aber sagen: negativ. Wobei der aktuelle Test ja keine Prüfung, sondern eine ÜBERprüfung meines Augenlichts ist. Am Ende der Prozedur schiebt die Ärztin den Apparat zur Seite.
Ich glaub, ich spinne!
„Sie haben einen Grauen Star. Alte Leute bekommen das.“ Ich setze mich gerade hin und sage: „Und wie komme ich dann bittesehr an diesen Star?“ Ich glaub ich spinne! Schade, dass sie meine Reflexe im Knie nicht überprüfen will, denke ich. Die sind nämlich sind nämlich alles andere als alt. Aus Gründen erscheint dieser Text übrigens erst nach der Augen-OP.