Kolumne „Unter uns“

Schlussmachen? Aber bitte nicht per Chat GPT!

Hildesheim - Zum engsten Vertrauten vieler Menschen ist in kürzester Zeit die Künstliche Intelligenz Chat GPT geworden. Aber gibt es nicht Situationen, in denen Menschen ganz allein unter sich kommunizieren sollten? Das fragt sich HAZ-Redakteurin Katharina Brecht in dieser Woche in der Kolumne „Unter uns“.

In der neuen HAZ-Kolumne „Unter uns“ schreiben sich Katharina Brecht und Julia Haller abwechselnd zu Themen, die sie bewegen. Foto: HAZ

Hildesheim - Eine Aussage in einem Plauder-Podcast von zwei Frauen hat mich neulich ganz schön stutzig gemacht, liebe Julia. In der Folge unterhielten sich die beiden Hosts über den Flirt der einen. Die Frau bemängelte, dass der Mann einfach nicht in die Pötte kommt. Schon seit längerer Zeit schreibt sie mit ihm, doch nie kam es zu einem Treffen. Aber der Mann lässt sie auch nicht los, meldet sich immer wieder bei ihr. Weil sie mittlerweile genervt ist und ihre Laune nicht mehr davon abhängig machen will, ob er schreibt oder nicht, wollte sie nun eine Grenze ziehen und ihm eine Schlussstrich-Nachricht schicken. „Gut so!“, dachte ich. Was mich jedoch überraschte: Sie formulierte die Nachricht nicht selbst – sondern fragte die Künstliche Intelligenz Chat GPT.

Und dann las sie die entstandene Nachricht vor. Die klang total gestelzt und unpersönlich, wenn du mich fragst. Ganz ehrlich: Ich kann mich damit nicht anfreunden. Mir ist bewusst, dass Chat GPT bei vielen bereits Google den Rang abgelaufen hat, jegliche Alltagsfragen beantwortet und als Denkstütze dient. Aber eine KI für persönliche, intime Nachrichten nutzen? Macht nicht gerade das Zwischenmenschliches aus, dass jeder so kommuniziert, wie er kommuniziert? Dass man bestimmte Wörter nutzt – und andere nicht? Und sollte man dem Gegenüber nicht in persönlichen Situationen genug Respekt zollen und selbst sein Gehirn anschmeißen, um die richtigen Worte zu finden – und zwar die eigenen? Aber gut, scheint zu viel verlangt: Neulich habe ich in einer Kolumne gelesen, dass sogar immer mehr Menschen mithilfe von Chat GPT Schluss machen. Ist das nicht erschreckend?

Von Chat GPT, nicht von dir? Das fällt schnell auf

Ganz davon abgesehen, merkt man doch schon mit wenig Menschenkenntnis, dass eine Nachricht nicht von einer Person, sondern von Chat GPT kommt. Ich habe mich zum Bespiel zuletzt gewundert, dass so viele Influencerinnen plötzlich ihre Tiefgründigkeit entdecken – bis ich drauf kam, dass sie ihre Texte nun auch von der KI schreiben lassen. Also, ich verspreche dir eins: Ich werde meine Nachrichten an dich niemals von Chat GPT formulieren lassen. Und ich hoffe, du deine auch nicht.


In der Kolumne „Unter uns“ schreiben die HAZ-Redakteurinnen Katharina Brecht und Julia Haller im Wechsel über Themen, die nicht nur Frauen um die 30 bewegen.

  • Hildesheim
  • Hildesheim