Bierbergen - Nach dem schweren Unfall in Bierbergen mit Fahrerflucht: Mit Verletzungen an Kopf und Körper ist am Sonntagabend ein neunjähriger Junge mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen worden. Das Kind wurde frontal von einem Auto erfasst. Der Fahrer hat sich nicht um den Grundschüler gekümmert, sondern sich aus dem Staub gemacht. Am Unfallort hat die Polizei anschließend sehr eindeutige Spuren sichergestellt. Das hat ein ermittelnder Beamter bestätigt. Nun gibt es zudem ein aufschlussreiches Video aus Clauen. Die Polizei sucht weiter dringend Zeugen, um den Unfall und die Fahrerflucht schnell aufklären zu können.
Wie berichtet, wollte der Junge aus Bierbergen am Sonntag gegen 18.15 Uhr mit seinem Fahrrad von der Weststraße aus die Soßmarer Straße überqueren – das ist die Ortsausgangsstraße von Bierbergen nach Westen in Richtung Soßmar. Der Neunjährige war unterwegs mit zwei Freunden – zwei Brüdern im Alter von zehn und elf Jahren ebenfalls aus Bierbergen. Nach bisherigen Erkenntnissen ging das Kinder-Trio an diesem Abend davon aus, dass die Straße Landstraße 477 frei gewesen sei. Doch plötzlich nahte aus dem Dorf Bierbergen ein Auto mit offensichtlich hoher Geschwindigkeit und erfasste im Kreuzungsbereich Soßmarer Straße den neunjährigen Jungen mit seinem Fahrrad. Doch anstatt sich um das schwer verletzte Kind zu kümmern, gab der Fahrer Gas. Den Notruf setzte dann eine Person aus Bierbergen ab, die den Unfall mitbekommen hatte. Die beiden Brüder blieben unverletzt.
Polizei: Unfallfahrzeug muss Schäden haben
Zum Zustand des Jungen gibt es am Nachmittag erste Auskünfte. Er befindet sich stationär in der Medizinischen Hochschule Hannover. Nach Auskunft der Polizei hat der Neunjährige Beulen am Kopf, eine Fraktur an den Füßen sowie Abschürfungen. Sein Zustand sei stabil, er sei ansprechbar und mittlerweile sogar mal aufgestanden. Das hat die Polizei vom Vater des Kindes erfahren. In der Nacht zu Montag war der Zustand zunächst als „schwer verletzt, aber nicht lebensgefährlich“ beschrieben worden.
Der Fahrer soll nach bisherigen Erkenntnissen nach dem Zusammenstoß noch nicht mal angehalten haben. Könnte es sein, dass er den Unfall gar nicht bemerkt hat? „Das halte ich wirklich für ausgeschlossen“, heißt es von der Polizei. Sie geht derzeit davon aus, dass das Fahrzeug mit der linken, vorderen Seite den Jungen getroffen hat. „Das Auto muss an dieser Seite beschädigt sein. Ein Fahrzeugteil ist sogar an der Unfallstelle zurückgeblieben.“
Das ist ein wichtiges Beweisstück für die Polizei. Das zurückgebliebene Teil aus dem Radlaufbereich hat eine sehr auffällige Farbe: Es ist neongrün und muss laut ersten Erkenntnissen auch die Originallackierung sein. Den Ermittlern gibt es Rückschlüsse auf den Fahrzeugtyp. „Wir gehen derzeit von einem Audi RSQ3 aus“, heißt es von dem Beamten. Auf Nachfrage bezeichnet er das Fahrzeug als „hochmotorisierte Rennmaschine“. Dafür spricht auch die erste Aussage der beiden Brüder, die den Unfall mitverfolgen mussten. Sie sprachen bei der Polizei von „einem Lamborghini oder so ähnlich“. Fest steht, dass es in der Region nicht sehr viele solcher auffälligen Autos gibt, daher hofft die Polizei, den Halter und somit höchstwahrscheinlich auch den Fahrer schneller ermitteln zu können.
Erste Zeugin hat sich gemeldet
Nach der ersten Berichterstattung in der HAZ hat sich bei der Polizei bereits am Montagmorgen eine Zeugin gemeldet. Ihr ist am Sonntagabend ein neongrünes Fahrzeug aufgefallen, das auffallend schnell durch Clauen auf einer Nebenstraße gefahren ist. Die Zeugin spricht von zwei Personen im Auto. Das Kennzeichen konnte sie sich nicht so schnell merken. „Ihr ist nur aufgefallen, dass das Kennzeichen herunterhing, an einer Seite nicht mehr befestigt war“, so heißt es von der Polizei. Inzwischen haben die Ermittler auch Kenntnis von einem Video, das privat in Clauen aufgenommen worden ist. Darauf sieht man laut Polizei das markante Fahrzeug kurz nach 18.15 Uhr. „Der zerbeulte Kotflügel sowie die demolierte Motorhaube, die etwas offen steht, sind gut zu erkennen“, sagt der Ermittler. Und das Nummernschild? „Leider nein, aber wir werden versuchen, über das Landeskriminalamt weiterzukommen.“
Um den Fahrerflucht-Unfall aufklären zu können, sucht die Polizei weitere Zeugen: Wer hat den Unfall eventuell noch gesehen? Wem ist am Sonntag gegen 18 Uhr ein neongrünes, hochmotorisiertes Fahrzeug aufgefallen? Wer kann Angaben zu möglichen Besitzern beziehungsweise Fahrern machen? Bislang sind schon viele Telefonate bei der Polizei eingegangen, die jetzt ausgewertet werden. Hinweise nimmt die Polizei in Hohenhameln unter der Telefonnummer 05128/409340 sowie auch jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Der betroffene Fahrer kann sich auch selbst melden. Bis zu 24 Stunden nach einer Unfallflucht kann eine Selbstanzeige strafmildernd wirken. Dafür müsste sich der Fahrer am Montag spätestens bis 18.15 Uhr bei der Polizei melden.