Hildesheim - Wie du ja weißt, liebe Katharina, sind mein Freund und ich mittlerweile seit acht Jahren zusammen. Bedeutet: Wir sind eigentlich schon zu spät dran mit dem Heiraten. Zumindest, wenn es nach anderen geht. Nachdem wir ein paar Jahre lang freudig-interessiert gefragt wurden, wann es denn endlich so weit sei, sind die Leute nun eher beleidigt-empört. Als würden wir ihnen eine fette Party verwehren.
Bekannte fragen sich: Was machen die beiden bitte in ihrer elendig langen, glücklichen Beziehung, wenn sie es nicht mal zum Standesamt schaffen? Woran hakts? Terminliche Schwierigkeiten, Kommunikationsprobleme, oder kommt bei diesen Romantiklegasthenikern einfach nie der richtige Moment, endlich mal auf die Knie zu gehen? Ich kann dir das gar nicht so richtig beantworten.
Wer wartet nicht auf die Frage? Ich!
Nur so viel: Die Einzige, die nicht nervös-nägelkauend auf die eine Frage wartet – das bin ich. Weil sich doch gar nichts ändert, mit diesen zwei ollen Unterschriften auf dem Blatt Papier. Oder doch? Verschwinden dann die Macken des anderen, werden seine Flachwitze weniger flach und meine Launen weniger launisch? Ist dann endlich geregelt, wer beim Brötchen die obere Hälfte bekommt und wer auf der Party trinken darf und wer fahren muss? Ich glaub nicht dran.
Also, versteh mich nicht falsch, ich finde heiraten ganz toll. Ehrlich! Mein Freund und ich, wir sind richtig tolle Hochzeitsgäste. Wir klatschen an den richtigen Stellen, wir tanzen bei Bedarf, und ich bin auf Knopfdruck auch ganz rührselig. Ich finde das großartig. Und irgendwann renne ich sicher auch mal mit’m Ring am Finger durch die Gegend. Nur – warum der ganze Druck? Macht’s am Ende wirklich so einen großen Unterschied? Und: Kommt dann nicht gleich die nächste Frage – wann endlich der Nachwuchs ansteht?
In der neuen Kolumne „Unter Uns“ schreiben sich die HAZ-Redakteurinnen Julia Haller und Katharina Brecht im wöchentlichen Wechsel über Themen, die die beiden Frauen um die 30 bewegen.