Hildesheim - Das Schöne an Vergleichen ist doch, liebe Leserinnen und Leser, dass man damit irgendwelche voll komplizierten Sachen erklären kann, und hinterher sind alle froh, weil sie sich unter dem Vergleich was vorstellen können. Nehmen wir zum Beispiel mal an, Sie sind Oberbürgermeister Ingo Meyer und sollen vor lauter geladenen Gästen was zum neuen Gründerzentrum am Angoulêmeplatz sagen. „Oh je“, denken Sie noch, aber dann fällt Ihnen ein toller Vergleich ein, und sie erzählen den Leuten, dass das Zentrum unser betuliches Hildesheim zum „Silicon Valley Niedersachsens“ machen wird. Zack! Jeder hat sofort ein Bild vor Augen. Ich zum Beispiel stelle mir vor, wie am schmucken Angoulêmeplatz Tech-Firmen heranwachsen. In gläsernen Hochhäusern, mit schrägen Typen als Chefs, die es ganz wie die Jungs bei Meta, Google, Amazon und die anderen Riesen aus dem Silicon Valley auf unser Geld, unsere Daten und unsere Demokratie abgesehen haben.
Nürnberg des Nordens? Lieber nicht!
Aber so was hatte der Herr Meyer bestimmt nicht im Sinn. Eher das hier: Im Silicon Valley verdienen die Menschen doppelt so viel wie im Rest der USA! Das wäre natürlich ein lohnenswertes Ziel für Hildesheim. Aber Sie merken schon, der Vergleich lässt vermutlich etwas zu viel Interpretationsspielraum. Ich habe mir deshalb ein paar andere Visionen für unsere formidable Stadt überlegt. Man könnte damit anfangen, dass Hildesheim zum Elversberg des Fußballsports wird. Vielleicht zum Melsungen des Handballs? Oder, für unsere Radler, zum Münster Südniedersachsens. Gerade war Jazztime: Das New Orleans an der Innerste – wär das nichts? Und dann die ganzen Fachwerkhäuser ... Nürnberg des Nordens! Nee, das lassen wir lieber. Ich merke, so leicht ist das gar nicht mir der Vergleicherei. Zum Abschied grüßt Sie hier die New York Times vom Hildesheimer Marktplatz.