Hildesheim - Wie sich das für Touristen gehört, klapperten mein Freund und ich im Urlaub eine Sehenswürdigkeit nach der anderen ab. Toll waren die, Katharina. Ich kann dir eine Menge Fotos zeigen. Was du auch darauf sehen wirst: Menschen, die vor besagten Sehenswürdigkeiten posieren. Es war immer das gleiche Bild.
Sie platzierte sich gekonnt vor der Kamera, während er das Handy auf sie richtete und nicht nur ob der warmen Außentemperaturen in Schweiß auszubrechen drohte. Dann: die Stunde der Wahrheit. Mit zitternden Händen reichte er ihr das Smartphone, sie wischte mit immer kritischer werdendem Blick durch die Aufnahmen.
Die Stimmung kippte
Die Stimmung kippte, kein guter Schnappschuss war dabei. Noch mal von vorne. Einfacher wird’s nicht, immerhin wirkte ihr Lächeln jetzt nicht mehr urlaubsentspannt, sondern angestrengt. Und ob er mit seinen flatternden Nerven noch etwas anderes als verwackelte Fotos hinbekam?! „Ich würde mich erschießen, wenn ich bei jedem Ausflug ein Fotoshooting veranstalten müsste“, murmelte mein Freund.
Gut hat er’s mit mir. Dachte ich, als das von uns begutachtete Pärchen endlich den Platz vor dem historischen Gebäude räumte. Ich drückte meinem Freund das Handy in die Hand, er zog die Augenbrauen hoch. Nur einmal knipsen, versprochen, und die Fotos werden erst abends im Hotel angeschaut. Sicher ist sicher.
In der Kolumne „Unter uns“ schreiben die HAZ-Redakteurinnen Katharina Brecht und Julia Haller im Wechsel über Themen, die nicht nur Frauen um die 30 bewegen.