Hildesheim - Nirgendwo wird so viel gelogen wie vor Gericht und am weihnachtlichen Keksteller. Diese Erkenntnis, liebe Leserinnen und Leser, sollte sich jeder dringend ins Gedächtnis rufen, der dieser Tage mal wieder vorhat, stundenlang in der Küche zu stehen, um mühsam Plätzchen, Kipferl, Makronen und sonstigen Süßkram zu fabrizieren. Ich sage es Ihnen: KEINER der Keksempfänger wird es je wagen, Ihnen die Wahrheit zu sagen, wenn es um die Qualität Ihrer Backwaren geht.
Ich will das hier gar nicht kritisieren, im Gegenteil: Es ist schön, dass sich die Höflichkeit in unserer sonst so direkten, kalten Welt noch hier und da Bahn bricht. Und doch führt es zu einem Dilemma, weil die keksfertigende Person ja auf überschwängliches Lob im kommenden Jahr zuverlässig mit einer Ausweitung der Produktionsmasse reagieren MUSS.
Es gibt keine diplomatische Keks-Kritik
Und wie wollte man der Mutter, dem Nachbarn, der Freundin oder dem Arbeitskollegen auch sagen, dass die Plätzchen Plunder sind? Ich habe es in der Vergangenheit mit „Mal ganz was Anderes“; „Wo hast du das Rezept her?“; „Interessant!“ oder „Die machen aber satt“ probiert: alles ohne Erfolg. Aber dann kommt das Jahr 2025. Zutaten-Krise!
Auch in Hildesheim kostet Kuvertüre so viel wie ein Kleinwagen, wer backen und verzieren will, muss Omas Schmuck zur Pfandleihe bringen. Ich sage Ihnen: Weniger Kekse, das könnte der Ehrlichkeit zuträglich sein. Wehe, die „Brigitte“ bringt noch ein Sonderheft „Backen ohne Schokolade und Butter“ raus!
