Hildesheim - Lieber Januar, du hast dich in den vergangenen Tagen von deiner kältesten Seite gezeigt. Und obwohl das nicht in jeder Situation angenehm gewesen ist, möchte ich dir danken. Denn das Sprechen über deine Kälte hat – zumindest in meinem Umfeld – das Gerede über ein anderes Januar-Thema verdrängt: Jene Vorsätze, die man macht und nicht einhält.
Erst November – und nun auch noch Januar
Ich gebe zu, dass du es grundsätzlich nicht leicht hast. Nachdem wir den düsteren November unfallfrei überstanden und es auch noch durch den sozial herausfordernden Dezember geschafft haben, bist du für viele ein drohendes Loch, in das sie fallen könnten. Alles neu im neuen Jahr? Nein, das stimmt selten bis nie. Wer es trotzdem erwartet, wird enttäuscht. Du machst nichts neu und auch nichts anders, du bist einfach da, dunkel und eisig. Sobald auch die letzte Lichterkette wieder im Schrank verstaut ist, wird uns das so richtig klar. Ich möchte aber eine Lanze für dich brechen.
Wieso die Kälte so klasse ist
Denn mit deiner Kälte machst du es uns in Wahrheit leichter. Kälte draußen bringt uns drinnen näher zusammen, wer hält bei diesen Minusgraden schließlich auch noch gesellschaftliche Kälte aus? Zusammen wird uns wärmer, das müssten doch auch die Letzten verstehen. Wer das trotzdem nicht glaubt, kann zum äußersten Mittel greifen und sich der Draußen-Kälte so richtig aussetzen: beim Rodeln, Eisbaden, Spazieren, Skifahren, Gassigehen und so weiter. Denn dann wird irgendwann so viel Adrenalin durch den Körper gepumpt, dass Euphorie folgt. Man bekommt trotz vergeblicher Vorsätze und Dunkelheit das Gefühl, dass alles warm und gut wird. Und schafft es so sicherlich auch noch durch den Februar.