Kolumne: Unter Uns

Was mich drei fremde Frauen über Freundschaften lehrten

Hildesheim - Eigentlich wollte HAZ-Kolumnistin Julia Haller nur in Ruhe ein Buch lesen. Die Gespräche am Nachbartisch waren dann aber doch zu interessant.

In ihrer Kolumne „Unter uns“ schreiben HAZ-Redakteurinnen Julia Haller und Katharina Brecht sich wöchtenlich über Themen, die sie beschäftigen. Foto: HAZ

Hildesheim - Ich saß in einem Café, irgendwo im Ruhrpott, und musste an dich denken. Es war ein Me-Time-Tag, wie wir das nennen, liebe Katharina: Nur ich, ein gutes Buch, ein Teller Trüffel-Pasta und ein Gin Tonic vor mir auf dem Tisch, die Frühlingssonne im Gesicht.

Zum Lesen kam ich an dem Tag aber ehrlich gesagt gar nicht. Ich war viel zu vertieft in ein Gespräch am Nachbartisch. Die Protagonistinnen: Drei Frauen, ich würde schätzen, um die 60 Jahre alt. Und die hatten sich offenbar eine Weile nicht gesehen.

Vom letzten Wochenendtrip und teurem Wein

„Du siehst ja klasse aus!“, „wie schön, dass es geklappt hat!“: Mir wurde ganz warm ums Herz. Und dann ging das Geplauder los. Über den Plan, diesen Monat ein bisschen aufs Geld zu gucken – der für eine gute Flasche Wein schnell über Bord geworfen wurde. Über den letzten Wochenend-Trip, bei dem die Ferienwohnung so toll war, dass direkt der nächste Urlaub dort gebucht wurde. Die Reaktion der beiden anderen: „Geil!“

Über Instagram (ja, wirklich!), und die schicken Klamotten, die eine der Frauen dort kurzerhand geshoppt hat – die am Ende aber alles andere als hochwertig aussahen. Egal, was soll’s, immerhin eine nette Anekdote. Katharina, viele verbinden Freundschaften mit der Schule und der Uni. Irgendwann kommt das Leben dazwischen, der Job, die eigene Familienplanung.

Wir beide in 30 Jahren – ein schöner Gedanke

Man zieht weg, der Alltag sieht anders aus als früher. Und dann bleibt nicht mehr viel Zeit für Freundschaften übrig. Zumindest nicht, wenn man sie nicht als Priorität sieht. Aber an dem Tag hab ich umso mehr gemerkt, wie wichtig dieser Austausch ist, wie schön Gemeinschaft ist – und mich richtig aufs Älterwerden gefreut.

Ob wir in 30 Jahren auch mal bei einem Aperol Spritz in unserem Lieblingscafé sitzen – und nicht der guten alten Zeit nachtrauern, als die Falten weniger und der Rücken schmerzfreier waren, sondern uns über all das freuen, was das Leben dann ausmachen wird? Klingt vielleicht komisch, aber ich kann’s eigentlich kaum erwarten!


In der Kolumne „Unter uns“ schreiben sich die HAZ-Redakteurinnen Katharina Brecht und Julia Haller im Wechsel über Themen, die nicht nur Frauen um die 30 bewegen.

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