Eine Welle von Atemwegserkrankungen schwappte Anfang des Jahres über Deutschland – und auch über den Kreis Hildesheim. Die Arztpraxen waren voll, die Fehlzeiten von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern über Wochen auf hohem Niveau. Im Laufe der Monate hat sich die Lage aber wieder normalisiert.
Manch einem mag es so vorkommen, dass die Zahl der Infektionen seit Corona zugenommen hat. Dem sei aber nicht so, berichtet Petra Lattmann, Allgemeinmedizinerin aus Nordstemmen und Bezirksvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung: „Periodische Wellen gab es auch schon vor Covid.“ Viele ihrer Patientinnen und Patienten glaubten, dass sie selbst durch Corona-Infektionen anfälliger für Infekte geworden sind. „Das würde ich aber nicht bestätigen, bei den meisten dürfte es eher ein Gefühl sein.“
Ihrer Erfahrung aus 15 Jahren Praxis nach habe sich die Häufigkeit der Atemwegserkrankungen und die Anfälligkeit der Patientinnen und Patienten nicht verändert, so die Ärztin. Dass man manchmal einen Infekt nach dem anderen habe, das komme eben vor. Dafür bleibe man dann wieder zwei Jahre verschont: Solche Phänomene habe es schon immer gegeben.
Weniger Erkrankungen hat es während der Corona-Pandemie dank der damit zusammenhängenden Schutzmaßnahmen gegeben. Seit diese nicht mehr gelten und nur noch vereinzelt eingehalten werden, nahmen die Infektionen wieder zu, sagt die Ärztin. „Banale Viren, Husten und Schnupfen breiten sich seitdem wieder schneller aus“, so Lattmann.
Ein Unterschied, den es nun gebe, sei aber, dass die Menschen durch Corona viel sensibler geworden sind. Sowohl die Betroffenen: Die seien beispielsweise schneller beunruhigt, wenn der Husten oder Schnupfen anhält. „Das muss aber nicht immer etwas Schlimmes bedeuten. Manchmal dauert es einfach länger mit der Genesung.“
Aber auch die Gesellschaft sei sensibler geworden, sie toleriere weniger. „Wer in der Öffentlichkeit eine Hustenattacke bekommt, der fühlt sich deswegen schneller unwohl als früher“, sagt Lattmann.
Um sich vor Atemwegserkrankungen zu schützen, gibt die Allgemeinmedizinerin die klassischen Tipps: Ausgewogene Ernährung, regelmäßiges Lüften, Bewegung an der frischen Luft. Und an heißen Tagen: Die pralle Sonne meiden und Klimaanlagen im Auto oder im Haus nicht zu stark runterkühlen.
Außerdem könne es nicht schaden, das Desinfektionsmittel nach dem Einkaufen oder der Fahrt mit dem Zug oder Bus wieder aus der Handtasche zu kramen und regelmäßig zu nutzen. Denn: Wer einen Einkaufswagen schiebt oder den Stop-Knopf im Bus drückt, komme eben mit vielen Erregern in Kontakt.
Wer bereits Husten oder Schnupfen hat, der sollte zum Schutz der Allgemeinheit an engen Orten wie in Bus und Bahn wieder einen Mundschutz tragen, rät Lattmann. In der Arztpraxis sei das bei einem Infekt ohnehin weiter Pflicht.
Saskia Helmbrecht