Hildesheim - Kennen Sie das, wenn einem die Hildesheim-Decke auf den Kopf fällt, liebe Leserinnen und Leser? Wenn man denkt, jaja, alles ganz schön hier, aber ein bisschen beschaulich ist es eben auch?
Alles so trist und provinziell und eingefahren irgendwie, nichts bewegt sich – und eigentlich müsste man ja wirklich mal wieder nach Paris oder wenigstens nach Prag? Dahin, wo die Post abgeht, wo die Leute was vom Leben verstehen, wo sie coole Jobs machen, wo sie Mut und krasse Ideen haben und auch mal was anders machen, anstatt wie hier so kleinkariert zu denken und Tag für Tag mürrisch zur Arbeit zu latschen, um nine to five stumpf die Bürokratie durchzusetzen. Nur noch Vorschriften und Pfennigfuchserei hier überall, so kann das ja nichts werden mit Innovation und Fortschritt und allem.
Die Mondlandung war eine Dienstreise mit Tagessatz
Hmm. Kann ich gut nachvollziehen. Kenne ich, solche Gedanken. Ich hole dann immer das Interview mit Michael Collins raus, der – spannender geht’s ja nun nicht – an der ersten Mondlandung teilgenommen hat. Auf die Frage, was ihm die Nasa für die Mission gezahlt habe, sagte er recht kühl: „Ich war Lieutenant Colonel der Airforce und wurde entsprechend bezahlt.“ Ob es denn aber für so eine Mondlandung nicht eine anständige Zulage gegeben habe? „Das war eine Dienstreise mit einem Tagessatz von 25 Dollar. Für einen Elf-Tage-Trip zum Mond hätte es somit 275 Dollar gegeben. Da aber Unterkunft und Verpflegung gestellt wurden, haben sie das abgezogen, Ich habe einen Scheck über 13 Dollar und 70 Cent erhalten.“
Und wenn ich das gelesen habe, liebe Leserinnen und Leser, dann geht es mir immer gleich besser. Dann ziehe ich mir schnell die Hildesheim-Decke vom Kopf und kuschle mich drin ein. Und dann stelle ich mir immer vor, wie froh sie bei der Nasa wahrscheinlich wären, so eine schöne Hildesheim-Decke zu haben.