Hildesheim - Sie fristen seit rund zwei Jahrzehnten ein trauriges Leben im Dunkeln – einst geliebt, dann unbeachtet und vergessen: Ich rede hier von meinen Diddl-Blättern, liebe Julia. Der schwere Ordner, in den ich die Zettel aus den Blöcken in meiner Grundschulzeit Anfang der 2000er so sorgfältig in Klarsichtfolien eingeheftet hatte, blieb irgendwann nur noch zugeklappt im Schrank liegen und verstaubte. Jahre später ist der Ordner in einer Kiste gelandet und mit mir umgezogen – seitdem liegt er noch tiefer vergraben in meinem Keller. Erging es dir mit deinem Diddl-Kram genauso?
Ist doch interessant, wie von etwas, was einst so wertvoll erschien, nicht viel übrig bleibt. Denn was haben wir damals auf dem Schulhof mit den Blättern gedealt! Den schweren Ordner im Jutebeutel mühsam mit in die Schule geschleppt, und dann ging’s los mit dem Tauschen einzelner Blätter, die das Gegenüber noch nicht hatte. Das eine gab man gern her, weil man davon den ganzen Block hatte, für das andere musste es schon ein ganz besonderes Blatt im Gegenzug sein.
Wer vertrieb die Diddl-Maus?
Es gab weiße, bunte, große, kleine und mittlere, welche mit Duft und welche zum Zusammenpuzzeln. Und es gab nicht nur die Blöcke: Auch an Zubehör mangelte es nicht – Stifte, Klebezettel, Briefpapier, Kuscheltiere und Hörspiele. Es gab einfach alles von der Diddl-Maus und ihren Freunden. Doch plötzlich war der Hype vorbei. Vielleicht, weil Prinzessin Lillifee der Maus das Zepter aus der Hand genommen hat, wer weiß das schon.
Jedenfalls hat sich eine sehr lange Zeit niemand mehr für den Kram interessiert, und er war auch nix mehr wert. Zumindest bis jetzt. Denn kannst du das glauben – die Diddl-Maus soll ein Comeback feiern! Gut, zunächst nur in Frankreich. Aber da entstehen ja auch Modetrends – ich habe also große Hoffnung, dass sie sich auch in Deutschland durchsetzt. Vielleicht gehe ich schon mal vorsorglich in den Keller und überprüfe meinen Bestand. Und vielleicht bringt Diddl ja auch ein bisschen was von der Leichtigkeit zurück, die wir damals als Kinder verspürten. Wäre das nicht schön?
In der Kolumne „Unter uns“ schreiben sich die HAZ-Redakteurinnen Katharina Brecht und Julia Haller im Wechsel über Themen, die nicht nur Frauen um die 30 bewegen.