Hildesheim - Hand aufs Herz: Wann haben Sie zuletzt ein Problem gelöst? Probleme bleiben ja, viel beklagt, gerne liegen. Aus kleinen werden irgendwann große, aus wenigen werden viele, und so weiter und so weiter. Auf diese Gedanken brachte mich ein Teppich. Dieser Teppich liegt seit Wochen am Rand der Einfahrt zu einem großen Parkplatz in der Hildesheimer Innenstadt. Wer ihn dort entsorgen wollte? Das weiß niemand. Was aber alle, die dran vorbeigehen, wissen: Offensichtlich fühlt sich auch niemand verantwortlich, ihn wegzuräumen. Mit der Zeit verdreckt er immer mehr, ist mittlerweile aufgrund der Nässe und Kälte tonnenschwer. Sprich: Das Entsorgungsproblem wird größer.
Der Verfall einer Nachbarschaft
Die US-amerikanische Broken-Window-Theorie besagt, dass der Verfall einer Nachbarschaft mit einem ersten unbearbeiteten Problem beginnt. Eine zerbrochene Fensterscheibe muss deshalb schnell repariert werden, um weitere Zerstörungen und damit steigende Kriminalität zu verhindern. Dieser Teppich bleibt also liegen, irgendwann wirft jemand Holzlatten und eine alte Mikrowelle dazu, der Müllberg wächst, mit ihm der Ärger in der Nachbarschaft, und dann beginnen Beschimpfungen, Handgreiflichkeiten und was weiß ich nicht noch alles.
Das Treppen-Phänomen
Ich finde, dass wir das wunderbar auf unsere eigenen Probleme beziehen können. Sie sind wie dieser Teppich, wiegen immer schwerer, wenn wir bloß dran vorbeigehen. Daran werde ich derweil auch denken, wenn ich das nächste Mal zuhause etwas auf die Treppe lege – in der stillen Hoffnung, jemand anderes nimmt es mit nach oben.