Hildesheim - Wenn man wie ich nach zwei Wochen in der Sonne wieder nach Hause kommt und von grauem Himmel und Nieselregen empfangen wird, fällt es nicht so leicht, die Laune oben zu halten, liebe Julia. Gerade noch wurde die Seele im Urlaub so schön balsamiert, und ich lebte in einer unbeschwerten Parallelwelt ohne Verpflichtungen, in der die Suche nach dem nächsten schönen Ort, einem Platz am Strand oder einem leckeren Essen so ziemlich das einzige war, um das ich mich kümmern musste. Und dann sitz ich plötzlich zuhause vor zwei Koffern voller Wäsche, die ausgepackt werden müssen, Staub liegt auf dem Waschbecken, im Kühlschrank herrscht gähnende leere. Rumms, mit Karacho zurück in den Alltag. Aber direkt in ein Tief zu fallen, ist natürlich keine Option.
Also, was tun? Ich hab mir überlegt, wieso es auch schön ist, wieder zuhause zu sein. Als Erstes wäre da die Stille. Insbesondere in der Nacht störte mich in der Urlaubs-Metropole die permanente Lautstärke, die dort herrschte. Trotz der besten Oropax – ich werde ja von jedem Mucks wach – wurde ich von Flugzeuglärm oder lauten Autos aus dem Schlaf gerissen. Und hier: nichts. Ich konnte es nach der ersten Nacht im eigenen Bett kaum glauben, wie ruhig es hier ist, obwohl ich mitten in der Stadt wohne. Nach dem Aufstehen ging’s zum Bäcker – man, habe ich frische Brötchen vermisst! Später beim Einkaufsbummel freute ich mich dann über die im Vergleich zum Urlaubsort günstigen Preise. Eine Kugel Eis kostet nun wieder 1,80 statt umgerechnet 6 Euro, ein frischer Smoothie deutlich weniger als 10, und im Supermarkt gibt es allerhand für ein paar Cents: Hab mich gefühlt, als würde ich nur Schnäppchen machen.
Jetzt scheint die Sonne auch hier
Aber klar, das Schönste an meiner Rückkehr ist, dass ich jetzt dich und all meine Lieben wieder um mich habe, und ich euch von meiner Reise erzählen kann. Den Anfang habe ich mit meiner Schwester in meiner Lieblingsbar gemacht. Als ich ihr dabei all meine Fotos zeigte, fühlte ich mich fast wieder zurückversetzt. Als Nächste bist du dran: Wie wär’s, wir beide, in der Pause an einem Platz in der Sonne? Mit geschlossenen Augen fühlt sich’s auch ein bisschen wie Urlaub an.
In der Kolumne „Unter uns“ schreiben sich die HAZ-Redakteurinnen Katharina Brecht und Julia Haller im Wechsel über Themen, die nicht nur Frauen um die 30 bewegen.