Hildesheim - Erst am vergangenen Samstag erzählte meine wunderbare Kollegin Andrea Hempen an dieser Stelle vom Weihnachten ihrer Kindheit. Von Omas niedlicher, wenn auch leicht zwanghafter Obsession, das Geschenkpapier direkt nach dem Auspacken wieder einzukassieren und fürs nächste Jahr aufzuheben. Herrlich!
Solche Erinnerungen haben wir alle. Ich weiß noch, dass ich dem Weihnachtsmann stets höchsten Respekt entgegenbrachte – bis dieser Ganove anfing, sich darauf auszuruhen und nachlässig wurde, was seine Arbeitskleidung betraf. Statt in einem flauschigen Qualitätskostüm tauchte er plötzlich in einem ollen roten Bademantel bei uns zu Hause auf. Und dachte wohl, ich merke das nicht. Aber da war bei mir Schicht im Schacht. Im Kindergarten trat ich umgehend einer Gruppe aus fünfjährigen Revolutionären bei, die die Ansicht vertraten, den Weihnachtsmann gebe es nicht.
Jetzt schreiben wir die Erinnerungen der Zukuft
Als sich unsere These wenig später bestätigte, fand ich das überhaupt nicht schlimm. Im Gegenteil, es bedeutete ja nur, dass es die ganze Zeit meine Eltern und Großeltern waren, die sich so viele tolle Sachen für mich und uns ausdachten und uns beschenkten. Viel cooler als so’n anonymer Rentieronkel, der in einer einzigen Nacht in fragwürdigen Klamotten um die ganze Welt jettet und dann wieder für 364 Tage in Himmelsthür untertaucht.
Jetzt ist meine Nichte fast fünf. An dieses Weihnachten wird sie sich wohl später gut erinnern können, und vielleicht wird sie eines Tages auch davon erzählen. Möglicherweise ihren Kindern – oder auch vielen Leserinnen und Lesern, wer weiß. Fest steht: Wir sind es jetzt, die die Erinnerungen der Zukunft schreiben. Und wir sollten zusehen, dass wir gut darin wegkommen: als freundliche und großzügige Wesen. Vor allem aber, dazu kann ich nur raten: als gut angezogene Wesen.
