Meinung

Rainer Breda
Kolumne Zweitstimme

Aufregung um queere Ampelfiguren: Hildesheimer, macht doch mal halblang!

Hildesheim - Die Aufregung – gerade in den sozialen Medien – über die queeren Ampelfiguren in der Hildesheimer Innenstadt ist völlig überzogen, schreibt HAZ-Redakteur Rainer Breda in seiner Kolumne Zweitstimme.

HAZ-Redakteur Rainer Breda befasst sich in seiner Kolumne Zweitstimme mit dem politischen Geschehen in Stadt und Landkreis Hildesheim. Foto: HAZ-Archiv

Hildesheim - Eigentlich müsste man sich auf die Plattform der Andreas-Kirche stellen und wie die Vorsänger in den Fußballbundesligastadien durch ein Megafon brüllen: „Leute, macht mal halblang! Es sind doch nur ein paar Ampelmännchen!“

Denn die Aufregung über das Thema – vor allem in den Sozialen Medien und da speziell auf den Internetseiten der Stadt Hildesheim und dieser Zeitung – steht in keinem Verhältnis zu dem, was tatsächlich passiert ist: Die Verwaltung hat, so wie es der Rat bereits vor zwei Jahren beschlossen hat, an einigen Fußgängerampeln in der Innenstadt die herkömmlichen Figuren, die bei Grün aufleuchten, durch queere Paare ersetzt. Na und?! Die Erde hat sich seither überraschender Weise weitergedreht.

Die Kritik von Enver Sopjani und Bernd Lücke überrascht nicht

Dass die Umrüstung der Ampeln auch in der realen Welt bei Konservativen wie den beiden Ratsherren Enver Sopjani (Interkulturelle Liga) und Bernd Lücke (ehemals CDU) auf Kritik stoßen würde, war zu erwarten. Der Erstgenannte hatte bereits im Rat deutlich sein Missfallen ausgedrückt und klagt gegen den entsprechenden Beschluss, der Zweitgenannte hatte in der Debatte damals medizinische Argumente gegen die Figuren angeführt. Doch auch aus der Mehrheitsgruppe aus SPD, Grünen und der PARTEI ist – trotz aller Freude über den politischen Erfolg, die Umrüstung der Ampeln angeschoben zu haben – Gegrummel zuhören. Denn dass die Stadt neben lesbischen und homosexuellen Paaren auch heterosexuelle Duos verwendet hat, sei so nicht gewollt gewesen, ist zu hören: Es sollte doch alles queer sein!

Der nächste Konflikt droht: Die Stadt hat noch Ampelscheiben mit queren Paaren auf Halde

Doch vielleicht sollten die Kritiker ihren eigenen Vorschlag von damals noch einmal genau lesen. Denn darin werden ausdrücklich die Beziehungen Mann/Mann, Frau/Frau und eben Frau/Mann erwähnt. Und warum auch nicht? In dieser Konstellation dürften sich jedenfalls viele Hildesheimer und Hildesheim-Besucher wiedererkennen.

Damit könnte man eigentlich einen Schlussstrich unter die Sache ziehen. Doch danach sieht es nicht aus. Denn die Stadt musste jeweils Zehner-Chargen von den drei verschiedenen Paaren anschaffen, sie hat daher noch etliche Exemplare auf Halde – diese sollen nun nach und nach perspektivisch zum Einsatz kommen. Wetten, dass das Theater dann wieder von vorne losgeht?

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