Hildesheim - Geghostet werden, ist ziemlich hart – über das Thema hast du mir vor ein paar Wochen geschrieben, liebe Julia. Aber kennst du auch diese Freundschaften, die zwar nicht von einem Tag auf den anderen wortlos abgebrochen werden, dafür aber langsam ausplätschern? Manchmal fühlt sich auch das nicht gut an. Weil man mit diesen Situationen ebenfalls nie richtig abschließen kann und Fragen offen bleiben.
Häufig betrifft das aus meiner Erfahrung Freundschaften, in denen beide einen gemeinsamen Nenner hatten – die Schule, das Studium, die Arbeit oder ein Hobby. Wenn das wegbricht, bröckelt auch ein wichtiger Teil der Verbindung. Aber manchmal entwickelt man sich auch einfach so in unterschiedliche Richtungen. Es fällt dann schwerer, gemeinsame Themen zu finden, Gespräche laufen ins Leere, Treffen werden aufgeschoben. Es passt einfach nicht mehr so gut.
Okay für beide – oder nur für eine(n)?
Manchmal ist das für beide Parteien völlig okay, wie eine stille Vereinbarung. Aber manchmal ist es das für eine Seite nicht. Sie will den Kontakt halten, stößt aber an Grenzen. Bekommt nur noch selten Antworten, Verabredungen kommen nicht zustande oder auf ein „Wir müssen uns unbedingt mal wieder sehen“ folgt nur ein unkonkretes „Ja“. Und obwohl es die eine Partei ziemlich zu treffen scheint – schließlich gibt sie trotzdem nicht auf –, wird selten ehrlich über die Situation gesprochen. Ich stand schon in mehreren Fällen mal auf der einen, mal auf der anderen Seite. Aber weder hat je die eine Person die andere gefragt, warum sie sich distanziert, noch hat die andere es von sich aus thematisiert.
Anders lief es nun bei einer Freundin von mir. Sie plante ein größeres Treffen und lud auch eine ehemalige Kollegin ein, zu der sie den Kontakt seit einiger Zeit schleifen ließ. Die antwortete ihr dann gerade heraus: „Daran habe ich kein Interesse mehr.“ Die Aussage klingt zwar im ersten Moment ziemlich hart. Aber kann man damit nicht eigentlich viel mehr anfangen, als wenn da für immer etwas Unausgesprochenes bleibt? So kann man das Kapitel abschließen, es gibt einen Schlusspunkt. Eigentlich fühlt sich die Wahrheit doch für beide Seiten besser an – oder wie siehst du das, Julia?
In der Kolumne „Unter uns“ schreiben sich die HAZ-Redakteurinnen Katharina Brecht und Julia Haller im Wechsel über Themen, die Frauen um die 30 bewegen.