Am Mittwoch

Die aktuelle Hochwasserlage in den betroffenen Gemeinden im Kreis Hildesheim – ein Überblick

Kreis Hildesheim - Tag fünf des Hochwassers in der Region Hildesheim: Wo bleibt die Lage angespannt? Wo ist sie stabil? Und mit welcher Entwicklung rechnen die Einsatzkräfte? Ein Überblick über die betroffenen Gemeinden.

Die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren aus dem Kreis Hameln-Pyrmont hat am Mittwochvormittag damit angefangen, die Straße zwischen Sarstedt und Ruthe mit Sandsäcken zu sichern. Foto: Chris Gossmann

Kreis Hildesheim - Tag fünf des Hochwassers in der Region Hildesheim: Wo bleibt die Lage angespannt? Wo ist sie stabil? Und mit welcher Entwicklung rechnen die Einsatzkräfte? Ein Überblick über die betroffenen Gemeinden.

Die Lage in Ruthe

Einsatzkräfte und Einwohner hatten sich wegen des extremen Hochwasser in Sarstedt und Ruthe sogar auf Evakuierungen in der Nacht zu Mittwoch eingestellt – die befürchteten Flutwellen blieben aber aus. Ruthe liegt zwar auch am Mittwoch wie eine Halbinsel im See, den Leine und Innerste in diesem Bereich haben entstehen lassen – aber die große Überflutung des östlichen, tiefer gelegenen Teils des Dorfs ist ausgeblieben.

Dennoch: Man müsse wachsam bleiben, sagt Ortsbürgermeister Christoph Haferland. Aber an diesem Morgen sieht alles danach aus, dass Ruthe relativ glimpflich davon kommt.

Weitere Informationen aus Ruthe gibt es hier.

Die Lage in Holle

In der Gemeinde Holle beginnen die Freiwilligen Feuerwehrleute am Mittwoch mit dem Rückbau der Dämme und der Sperrungen. Die Schulstraße in Heersum sowie die Zoll- und die Bahnhof Straße in Holle sollen im Laufe des 27. Dezembers wieder freigegeben werden.

Laut Gemeindebürgermeister Falk-Olaf Hoppe (CDU) hat es sich bewährt, sich schon am 23. Dezember mit den Rettern zusammenzusetzen und einen Notfallplan aufzustellen. „Wir haben und früh Gedanken gemacht und konnten früh reagieren“, sagt Hoppe. So sei die Gemeinde Holle mit einem blauen Auge davon gekommen. Das sah beim Hochwasser 2017 in der Gemeinde noch ganz anders aus. Auch Gemeindebrandmeister Torsten Pietschmann ist mit dem Ablauf zufrieden. Die Feuerwehrleute waren nicht nur im Dauer-Hochwassereinsatz. Sie mussten zudem einen Garagenbrand in Sottrum löschen und zu einem Unfall auf der Autobahn ausrücken.

Die Lage in Giesen

Rund 500 Kräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk waren laut Schätzungen des stellvertretenden Verwaltungschefs Kai Niemetz in den vergangenen Tagen in der Gemeinde Giesen im Einsatz. Sie bauten unter anderem eine mobile Barriere zwischen Giesen und Ahrbergen auf und füllten Sandsäcke, mit denen etwa Pumpstationen oder Trafohäuschen geschützt wurden.

Inzwischen hat sich die Lage aber entspannt, wie Niemetz berichtet. „Wir fahren jetzt erst mal unsere Maßnahmen herunter.“ Und so werden im Laufe des Tages auch die letzten Straßensperrungen in der Gemeinde aufgehoben. Neben der Verbindungsstraße zwischen Ahrbergen und Giesen waren unter anderem auch die Siemenstraße und die Kirchstraße Richtung Friedhof gesperrt. Die Straße zwischen Giesen und Hasede ist bereits seit Heiligabend wieder freigegeben. Am Dienstagabend war noch vorsorglich eine Flüchtlingsunterkunft in einem Hotel im Ahrberger Industriegebiet geräumt worden. Die Menschen kamen in der Grundschule unter und schliefen dort auf Feldbetten. Inzwischen konnten sie aber in ihre Unterkunft zurückkehren.

Die Lage in Hildesheim

In der Stadt Hildesheim ist die Lage weiterhin den Umständen entsprechend entspannt, teilt Florian Kröhl von der Hildesheimer Berufsfeuerwehr auf HAZ-Anfrage mit. Man sei auf einen Pegel von bis zu 6,80 Metern vorbereitet. Derzeit liegt der Innerste-Pegel bei Heinde bei 6,08 Metern (Stand: 14Uhr). Der NLWKN prognostiziert aktuell, dass der Pegelstand bis zum Abend auf rund 5,50 Meter sinkt.

Die Hauptaufgabe in Hildesheim sei es derzeit, die getroffenen Hochwassermaßnahmen, also das mobile Hochwasserschutzsystem Floodtube an der Großen Venedig und die gestapelten Sandsäcke an der Scharfen Ecke in Itzum, regelmäßig zu kontrollieren. Das übernähmen die Freiwilligen Wehren, so Kröhl.

Die Lage in Nordstemmen

Die Hochwasserlage in Nordstemmen sei aktuell stabil, sagt Gemeindebrandmeister Jan Riechelmann. Nachdem Einsatzkräfte in der Nacht auf Mittwoch bis weit nach Mitternacht gearbeitet hätten, seien nun vorerst alle Sicherheitsvorkehrungen für einen erneuten Pegelanstieg getroffen. „Wir haben momentan alle Kameraden aufgefordert, sich jetzt vorerst auszuruhen, um für die nächsten Einsätze gewappnet zu sein.“ In der Gemeinde besonders vom Hochwasser betroffen sind die Orte Poppenburg und Burgstemmen. Die Einsatzkräfte haben dort mit Bigpacks und Sandsäcken Barrieren errichtet. „Noch ist das Wasser aber nicht übergetreten“, sagt Riechelmann zur HAZ.

Wegen des Hochwassers nicht befahrbar sind die Kreisstraße 505 an der Leinebrücke in Richtung Adensen und die Landesstraße 410 zwischen Burgstemmen und Poppenburg. Laut dem Gemeindebrandmeister haben bereits mehrfach Autofahrer die Straßensperrungen ignoriert und versucht, die überfluteten Straßen zu befahren. „Dann hört man Aussagen wie: ‚Ich fahre da seit 40 Jahren lang’“, berichtet Riechelmann. „Aber wenn Hochwasser ist, kann man da halt mal nicht langfahren“, unterstreicht er. So ein Verhalten sei nicht nur riskant, es binde im Ernstfall auch Einsatzkräfte der Feuerwehr, die eigentlich an anderer Stelle gebraucht würden.

Die Lage in der Samtgemeinde Leinebergland

Die Hochwasserlage in der Samtgemeinde Leinebergland ist laut Bürgermeister Volker Senftleben (SPD) am Mittwochvormittag vorerst stabil, aber weiterhin angespannt. Die erst am Dienstag eingerichtete örtliche Einsatzleitung sei inzwischen wieder aufgelöst worden. Hintergrund: „Wir sind nun an einem Punkt, an dem wir die wichtigsten Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben und nun erstmal die Einsatzkräfte schonen wollen, damit sie im Ernstfall wieder voll einsatzfähig sind“, sagt Senftleben zur HAZ. Als besonders durch das Hochwasser gefährdet galt in der Samtgemeinde das DRK Alten- und Pflegeheim an der Burgstraße in Gronau. „Dort haben wir Sicherheitsvorkehrungen getroffen, die sich im Laufe der Nacht erfreulicherweise als zunächst nicht erforderlich herausgestellt haben“, so Senftleben. Man behalte die Entwicklung aber genauestens im Blick. Im Moment sei es vor allem das Grundwasser, das sich in einigen Gebäuden im Samtgemeindegebiet durch Mauerwerk und Bodenplatten in Kellerräume drücke, sagt Senftleben. In einem Appell an die Bürgerinnen und Bürger der Samtgemeinde fordert er zur Nachbarschaftshilfe auf.

Die Landesstraße 482, die als Umgehungsstraße des Zentrums durch Gronau führt, ist wegen des Hochwassers zurzeit immer noch nicht befahrbar. Senftleben rät Autofahrern daher, die Stadt großräumig zu umfahren. „Die Kuhmasch ist gesperrt, weil sie zu überfluten drohte“, sagte Senftleben weiter. Das Wasser stehe dort dicht neben der Straße.

Die Lage in Bad Salzdetfurth

Nach angespannten Weihnachtstagen in Bad Salzdetfurth blicken Feuerwehr und Verwaltung derzeit mit wachsender Entspannung auf die Hochwasserlage. „Die Pegel sind stabil“, sagt Stadtbrandmeister Kai Zimmermann am Mittwochvormittag. Die Feuerwehr prüfe nach wie vor Deiche, Dämme und natürlich die Pegelstände. „Mehr können wir aktuell nicht machen“, sagt Zimmermann.

Aufgrund der Pegelstände und des ausbleibenden Regens blicke die Bad Salzdetfurther Verwaltung derzeit „vorsichtig optimistisch“ auf die kommenden Tage, sagt Räther. Alle Beteiligten seien aber darauf eingestellt, die Anstrengungen jederzeit wieder hochzufahren.

Weitere Informationen aus Bad Salzdetfurth gibt es hier.

Die Lage in Alfeld

Der Leine-Pegel in Alfeld stagniert auf hohem Niveau, die Lage bleibt „weiterhin angespannt“, so Bürgermeister Bernd Beushausen am Mittwochmorgen. Es könne noch keine Entwarnung gegeben werden, betont er. Von Dienstagmittag auf Mittwochfrüh ist die Leine in Alfeld noch einmal um zehn Zentimeter gestiegen. Das sei aber weniger als erwartet, sagt Beushausen.

Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) als Betreiber des Leinepolders in Salzderhelden, hatte am Dienstag die Wasserabgabemenge aus dem Rückhaltebecken (Polder) erhöht. Anstatt 200 Kubikmeter pro Sekunde liefen 250 Kubikmeter pro Sekunde aus dem Polder. Das hatte dazu geführt, dass sich der Pegel in Alfeld zweimal um je fünf Zentimeter erhöhte. „Wir haben die Wellen gespürt“, sagt Beushausen. „Wir beobachten die Situation weiter intensiv. Aktuell besteht aber kein Handlungsbedarf“, so der Bürgermeister.

Weitere Informationen aus Alfeld gibt es hier.

Von Manuel Lauterborn, Joscha Röhrkasse, Andrea Hempen, Sebastian Knoppik und Milan Bauseneik

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