Hildesheim - Mirka Doktor hat eine Liste mit Dingen geschrieben, von denen sie weiß, dass die im Grenzgebiet von Polen zur Ukraine, aber auch im Kriegsgebiet selbst derzeit gebraucht werden. Am kommenden Sonntag will sie sich mit ihrem Freund und Geschäftspartner Markus Heidelberg aufmachen in Richtung Osten, um die bis dahin gesammelten Spenden zu den Menschen zu bringen, denen sie jetzt nützlich sein können. Hier in Hildesheim führen die beiden zwei Lokale am Neustädter Markt, er das Heidelberg und sie das gegenüber gelegene Markt 45.
Liveblog: Russland greift weiter in der Ukraine an
Schon jetzt stapeln sich die Kisten in einer Ecke des Cafés: Reis und Nudeln und Handseife und Papierhandtücher, Zahnpasta, Shampoo und Babywindeln – „die Resonanz ist einfach unglaublich“, beschreibt Doktor, was sie seit Tagen erlebt. Sollte das Volumen der Spenden am Ende das des Transporters übersteigen, macht das nichts, findet die Gastronomin: „Wir sammeln weiter. Dann fahre ich eben in 14 Tagen noch einmal an die Grenze, na und? Dort werden sicher noch lange Dinge zur Versorgung der Menschen gebraucht.“
Wird Kleidung gebraucht? Manche sagen ja, manche nein
Auch im Landkreis laufen vielerorts Sammlungen, das Engagement ist enorm. Allerdings sei es sinnvoll, die tatsächlichen Bedürfnisse der Menschen vor Ort zu berücksichtigen, sagt Thomas Schumann von Renovabis, dem Osteuropa-Hilfswerk der Katholischen Kirche: „Was es in der Grenzregion derzeit ausreichend gibt, sind Nahrungsmittel und warme Kleidung“, sagt Schumann, der selbst immer wieder in die Ukraine oder an deren Grenzen reist.
Speziell zum Bedarf an Kleidung machen die Initiatoren von Spendensammelaktionen derzeit allerdings Angaben, die sich widersprechen: Viele Einrichtungen haben bereits die Annahme gestoppt, entweder weil sie Nachrichten wie die von Schumann erhalten oder weil ihre eigenen Aufnahmekapazitäten erschöpft sind.
Antibiotika, Ferngläser, Zelte und alles für Babys
Lebensmittelspenden seien dann sinnvoll, wenn es sich um Haltbares handelt. Dringend gebraucht würden laut einer ständig aktualisierten Liste hingegen Erste-Hilfe-Ausstattungen wie Verbandskästen, aber auch Campingkocher, Antibiotika, Hygieneartikel sowie Ferngläser, Zelte und Schutzausrüstung. Mirka Doktor hat zudem auch alles auf ihrer Bedarfsliste, was Babys und Kleinkinder brauchen: Nahrung, Windeln, Decken.
In der Ukraine selbst sieht der Bedarf noch einmal anders aus, hier ist es vor allem Schutzbekleidung aller Art wie Westen oder Helme und Ausrüstung wie Wärmebildkameras und Nachtsichtgeräte, die die Einwohner brauchen, um sich bestmöglich gegen Angriffe zu schützen.
Geldspenden: Zentralinstitut listet seriöse Hilfswerke auf
So wie die Familie von Yulia Kravchenko, einer ukrainischen Künstlerin, die in Hildesheim lebt. „Sie wollen dort bleiben, um sich zu verteidigen“, sagt sie über ihre Angehörigen, „und dass sie dafür ausgestattet sind, ist momentan das Wichtigste.“ Sinnvoll ist es in jedem Fall, sich mit den Organisatoren einer Spendensammlung in Verbindung zu setzen, um zu erfahren, was genau dort angenommen wird.
Russland greift Ukraine an – alle Artikel auf einen Blick
Wer lieber Geld an eine Hilfsorganisation spenden möchte und sich unsicher ist, welche seriös und geeignet wäre, findet gute Anhaltspunkte beim Deutschen Zentralinstitut (DZI) für soziale Fragen. Das Institut hat auf seiner Website eine Liste von Hilfswerken zusammengestellt, die Betroffene aus der Ukraine unterstützen. Das Qualitätssiegel des DZI bescheinigt den Organisationen Transparenz und einen angemessenen und wirtschaftlichen Umgang mit den Spendengeldern. Es bietet außerdem eine Spenderberatung mit Einzelauskünften zu den jeweiligen Organisationen an.
Die Annahmestellen in der Region
Es empfiehlt sich, die Annahmestellen im Vorfeld zu kontaktieren, um den aktuellen Bedarf an bestimmten Sachspenden, etwa Kleidern, zu erfragen. Alle Spenden zur Abgabe bitte in Kartons, beschriftet mit Angaben zum Inhalt, verpacken.
In der Stadt Hildesheim
- Mirka Doktor und Markus Heidelberg, Markt 45 oder Café Heidelberg, Neustädter Markt, Telefon 9999970.
- Stefan Henschel, Am Bache 2, Annahme nur am Donnerstag, 3. März, von 19 bis 21 Uhr.
- Kolpingwerk, Domhof 18 bis 20, Telefon 307-445, www.kolping-hildesheim.de
- Familie Esen, Altes Dorf 4 A, Annahme noch bis Donnerstag, 3. März.
- Pfarrgemeinden Im Güldenen Winkel und Mariä Lichtmess, Abgabe im Pfarrheim St. Martinus, Schulstraße 13. Annahme am Donnerstag, 3. März, und Freitag, 4. März, jeweils 12 bis 19 Uhr.
- Mariana Katschmar-Riling, Lise-Meitner-Straße 7, Telefon 0179 3289289.
- Zweimalschön Charity Shop, Schuhstraße 40, Telefon 9348230, Annahme Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr.
Sollte eine Anlaufstelle in der Stadt Hildesheim fehlen, schreiben Sie uns gerne eine Mail, wir tragen sie dann in der Liste nach.
Im Landkreis Hildesheim
- Rewe-Markt Harting in Giesen, Vor dem Kampe 1, Telefon 05121 2088733. Annahme täglich von 7 bis 22 Uhr.
- Kolpingsfamilie Sarstedt, Holztorstraße 32, Telefon 05066 2822, Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr.
- Ortsverein des DRK und Vfl Nordstemmen, Annahme nur am Samstag, 5. März, von 10 bis 15 Uhr am Sportplatz Nordstemmen.
- Bozena Tomaszewska, Königsberger Ring 23, 31174 Dingelbe, Telefon 0176 32755135. Annahme bis Freitag, 4. März.
- Alfeld hilft, Am Rothenberg 1 in Alfeld, Telefon 0152 33798698. Annahme Montag 10 bis 18 Uhr, Dienstag 12 bis 18 Uhr, Mittwoch 12 bis 16 Uhr, Donnerstag 15 bis 18 Uhr, Freitag 16 bis 19 Uhr, Samstag 8 bis 16 Uhr.
Sollte eine Anlaufstelle im Landkreis Hildesheim fehlen, schreiben Sie uns gerne eine Mail, wir tragen sie dann in der Liste nach.
Deutschlandweit
Das Bündnis Entwicklung Hilft und die Aktion Deutschland Hilft rufen mit folgendem Konto gemeinsam zu Spenden auf:IBAN: DE53 200 400 600 200 400 600 // BIC: COBADEFFXXX // Commerzbank // Stichwort: ARD/Nothilfe Ukraine
