Interview

Vom Fernsehstudio zum HAZ-Sportpreis: Diese gebürtige Hildesheimerin und RTL-Moderatorin führt durch den Abend

Hildesheim - Die gebürtige Hildesheimerin Annika Begiebing wird die Hildesheimer Sportlerwahl im Novotel moderieren. Im Interview spricht sie unter anderem über ihre Arbeit beim RTL-Magazin „Life“.

Annika Begiebing ist als Journalistin und Moderatorin international unterwegs, kehrt aber immer wieder gern nach Hildesheim zurück. Foto: sagamedia GmbH

Hildesheim - Der HAZ-Sportpreis ist zurück. Am 6. Februar 2026 werden im Novotel die Hildesheimer Sportler des Jahres verkündet und geehrt. Im Anschluss gibt es eine Aftershow-Party. Als Moderatorin konnte die HAZ eine echte Hildesheimerin gewinnen. Annika Begiebing arbeitet seit 2004 als Journalistin und Sprecherin bei Hörfunk und Fernsehen – unter anderem für den WDR. Seit 2018 moderiert sie die RTL-Sendung „Life – Menschen, Momente, Geschichten“ (immer samstags von 19.05 bis 20.15 Uhr). Bei der Sportgala wird sie zusammen mit HAZ-Sportjournalist Maximilian Willke moderieren. „Als ich gefragt wurde, ob ich das machen könnte, musste ich nicht lange überlegen“, sagt die 43-Jährige im Interview.

Guten Tag, Frau Begiebing. Haben Sie spontan zugesagt, als Sie gefragt wurden, bei der HAZ-Sportgala aufzutreten?

Ich musste nicht lange überlegen. Ich lebe zwar seit über 20 Jahren in der Nähe von Köln, aber Hildesheim ist meine Geburts- und Heimatstadt. Mutter, Schwester, Nichte, Onkel und Tanten, enge Freunde – alle leben in Hildesheim. Mein Bruder in Hannover. Ich komme regelmäßig nach Hause. Es freut mich sehr, am 6. Februar dabei zu sein.

Ihr im Jahr 2019 verstorbener Vater Franz-Josef Wichmann war Schuhmacher und eine lokale Persönlichkeit in Hildesheim. Man nannte ihn „Hacken-Franz“. Bei den Menschen in der Stadt war er sehr beliebt. Was hat Ihnen Ihr Vater mit auf den Weg gegeben?

Auf jeden Fall eine gewisse Leichtigkeit, Lockerheit, Empathie – und Humor! Mein Vater hatte immer einen Witz oder eine Anekdote auf Lager. Wir haben viel gelacht. Er war immer authentisch, hatte stets ein offenes Ohr. Ich vermisse ihn immer noch sehr.

Als Moderatorin und Journalistin kann man die von Ihnen genannten Eigenschaften gut gebrauchen, oder?

Auf jeden Fall! Auf Menschen zugehen, schnell eine Gesprächsebene finden – und vor allem zuhören. Das würde ich als meine Stärken bezeichnen. Früher habe ich besonders gern die klassischen Straßenumfragen zu verschiedenen Themen gemacht, um mit den unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch zu kommen.

Seit 2018 moderieren Sie das RTL-Magazin „Life – Menschen, Momente, Geschichten“. Was ist das Konzept der Sendung?

Der Name ist Programm. Es geht um Menschen und ihre Geschichten. „Life“ ist wie das Leben. Wir setzen auf Erlebnis-Reportagen. Dafür sind unsere Reporterinnen und Reporter international unterwegs. Es gibt innovative Wissens-Beiträge ebenso wie Berichte über fremde Welten und Traditionen. Und natürlich Aktuelles aus der Lebenswirklichkeit unserer Zuschauerinnen und Zuschauer, Schicksale und Emotionen. Ich moderiere sehr gern, gehe aber auch immer noch raus und recherchiere selbst vor Ort.

Welche Geschichten haben Sie besonders berührt?

Da gibt es einige. Aber eine Reportage, für die wir intensiv recherchiert haben, treibt mich besonders um. Sie ist traurig und schockierend. Es geht um mehr als 9000 Babys, die in katholischen Mutter-Kind-Heimen in Irland gestorben sind. Unverheirateten Müttern wurden ihre Kinder weggenommen und in Heime gesteckt. Dort wurden sie oft gedemütigt und misshandelt. 15 Prozent der insgesamt 56.000 Heimkinder sind seit 1961 verhungert oder auf andere mysteriöse Weise gestorben und verschwunden. Inzwischen wurden Orte entdeckt, wo sie verscharrt wurden. Erst 2006 wurde das letzte von 14 Heimen geschlossen. Wir haben in Irland mit Angehörigen gesprochen. Es war bedrückend. Aktuell werden die Geschehnisse immer noch aufgearbeitet. Es gab zwar Entschuldigungen, aber ich habe den Eindruck, dass die irische Regierung mehr zur Aufklärung beitragen könnte. Wir bleiben an dem Thema dran.

Das ist beklemmend. Sicher gibt es auch schönere Geschichten.

Natürlich. Gerade erst haben wir eine Story über zwei junge Männer gemacht, die Menschen mit Behinderungen eine berufliche Perspektive geben möchten. Sie haben ein inklusives Café eröffnet, in denen Menschen mit und ohne Behinderungen zusammenarbeiten. Das Café heißt „Coffee, Brownies and Downies“. Die Gründer ebnen dadurch Menschen wie Luise, die mit dem Down Syndrom zur Welt kam, einen Weg in den richtigen Arbeitsmarkt. Sie zahlen dort Mindestlohn. Luise verdient so erstmals ihr eigenes Geld. Sie ist unabhängig und super stolz, als Bedienung in einem Café arbeiten zu können. Die Macher wollen das Projekt deutschlandweit ausweiten. Ich finde das ganz toll.

Moderieren Sie auch Sportthemen?

Eher selten. 2017 habe ich über den Start der Tour de France in Düsseldorf berichtet. Das war sehr stimmungsvoll. Auch wenn ich nicht oft über Sport berichte, interessiere ich mich sehr dafür. Das liegt in unserer Familie. Meine Eltern haben immer Sport gemacht und Squash gespielt. Mein Vater war lange Hockey-Torwart bei Eintracht Hildesheim. Mein Bruder hat früher in der Jugend des PSV Hildesheim Fußball gespielt, mein Sohn kickt beim TuS Blau-Weiß Königsdorf. Meine Nichte Ana ist Niedersachsenmeisterin im Boxen. Sie ist beim BGK Hildesheim. Meine Schwester und ich waren Schwimmerinnen bei Eintracht Hildesheim und haben sogar ein paar Medaillen gewonnen.

Tatsächlich? Gold bei Olympia?

(lacht) Eher Bronze bei der Bezirksmeisterschaft. Wobei meine Schwester immer besser war als ich.

Alle Achtung! Schwimmen Sie auch heute noch?

Nur noch im Spaßbad mit den Kindern. Aber ich fahre Rad, gehe regelmäßig ins Fitnessstudio und mache Pilates.

Dann sind Sie ja topfit für die Sportparty.

Na ja, darauf muss ich mich wohl noch gezielt vorbereiten. Ich bereite mich übrigens auf jeden Auftritt intensiv und akribisch vor. Oft mehr als nötig, manche Dinge brauche ich dann meist gar nicht. Aber das gibt mir ein Gefühl der Sicherheit.

Okay, Sind Sie bereit für eine kleine Quizfrage?

Nur zu.

Welche ist die höchstspielende Mannschaft in Hildesheim?

Das sind wohl die Erstliga-Volleyballer der Grizzlys Giesen.

Perfekt!

Außerdem gibt es ein Hildesheimer Sportthema, dass sich bis nach Köln herumgesprochen hat ...

Aha, da sind wir gespannt.

Es gibt jetzt Flutlicht im Friedrich-Ebert-Stadion (lacht). Ein großes Thema, oder?

In der Tat: Endlich Licht im Stadion. Apropos: Sind Sie immer noch nervös, wenn Sie vor der Kamera oder auf der Bühne im Rampenlicht stehen?

Bei Aufzeichnungen von Sendungen eher nicht, aber wenn es live auf die Bühne geht, gehört eine gewisse Anspannung dazu. Die verfliegt aber meist nach wenigen Minuten, wenn es gut läuft. Ich freue mich jetzt schon sehr auf die Sportgala am 6. Februar.

Und worauf dürfen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer von „Life – Menschen, Momente, Geschichten“ an diesem Samstag freuen?

In der vergangenen Sendung hatten wir über eine junge Frau aus Grönland berichtet, der ihr Baby kurz nach der Geburt weggenommen wurde, weil sie angeblich nicht in der Lage sei, ein Kind großzuziehen. Tatsächlich geschah es schon mehrfach, dass in Dänemark lebenden Grönländerinnen Kinder weggenommen und zu Pflegeeltern gebracht wurden, weil die Mütter zum Beispiel die dänische Sprache angeblich nicht richtig beherrschen. Ein echter Skandal. Die Frau, die wir trafen, kämpft verzweifelt um ihr Kind. Sie zog vor Gericht. Am Samstag wollen wir über den Prozess berichten.


Zur Person: Ein blaues und ein grünes Auge

Annika Begiebing (geb. Wichmann) wurde am 1. November 1981 in Hildesheim geboren. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder (5 und 10 Jahre) und lebt bei Köln. 2001 machte sie ihr Abitur in der Hildesheimer Michelsenschule. Beim Hörfunksender „Radio Mainwelle“ in Bayreuth absolvierte sie ein Volontariat zur Rundfunk-Redakteurin. 2004 ging sie zum WDR nach Köln. Zuerst zu Radio 1LIVE, später zum WDR-Fernsehen. Dort moderierte sie unter anderem „Lokalzeit“ (aus Düsseldorf) und das Info-Magazin „Daheim und unterwegs“. Zudem ist sie in diversen Hörspielen als Sprecherin tätig. Seit 2018 ist sie Moderatorin beim RTL-Magazin „Life- Menschen. Momente. Geschichten“. Produziert wird das Format von der sagamedia Film- und Fernsehproduktion GmbH in Köln. Für die Sendung ist Annika Begiebing auch selbst als Reporterin weltweit unterwegs. Übrigens hat die 43-Jährige verschiedenfarbige Augen. Es handelt sich um die so genannte „Iris Heterochromie“. „Ich betrachte das als Laune der Natur“, erklärt sie. Ich sage immer: „Eins von Mama, eins von Papa. Ein grünes Auge von meiner Mutter, ein blaues von meinem Vater.“

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